Site Alp

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Chästeilet 2018

«Was ist denn da heute wohl los?», mögen sich auch die neugierigen Rinder unter der Hütte gefragt haben, als frühmorgens hin und wieder jemand im Stechschritt an ihnen vorbeigerauscht ist um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Noch hüllte der Nebel die Hütte ein, doch die Webcam vom Sparenmoos zeigte bereits wunderbares Spätsommerwetter. Und tatsächlich: Eine halbe Stunde später präsentierte sich auch unsere Hütte in voller Pracht der Morgensonne.

Wie jedes Jahr ist es ganz schwierig abzuschätzen, ob die Bestuhlung vor der Hütte ohne Zelt dafür mit toller Aussicht sinnvoll ist, da die Site Alp unter anderem auch für einen kühlen Wind bekannt ist. Doch was hatten wir für Glück! Selten hat das Wetter in den letzten Jahren dermassen gut mitgespielt. Alle Gäste konnten draussen sitzen und den Tag an der Sonne geniessen, was lediglich zu einigen glühenden Köpfen geführt hat. Nur aufgrund der Sonneneinwirkung meine ich natürlich…

Das Schwyzerörgeliquartett Rinderberg trug massgebend zur gemütlichen Stimmung bei und der Jodlerklub Steffisburg unterhielt die Gäste mit passenden und wunderschönen Gesangseinlagen.

Währenddem draussen eine fantastische Abendstimmung die letzten «Sitzengebliebenen» zum Staunen brachte, füllte sich das Rundholzstübli mehr und mehr. Schön, trafen sich auch zahlreiche Nachbarälpler zum gemeinsamen Raclette-Plausch und tauschten Erlebnisse vom letzten Sommer aus.

Wieder einmal durften wir auf unheimlich viele Stammgäste, Freunde, Bekannte und Einheimische zählen, was uns jedes Jahr ausserordentlich freut und auch mit Stolz erfüllt. Ein herzliches Dankeschön an alle Besucher/innen und natürlich an unsere treuen Helfer, die uns wirklich alle mit unglaublichem Eifer und grosser Ausdauer unterstützt haben. MERCI!

Familie Santschi, Site Alp


Lutz, Träsch, Bätzi, Fertig…

Es ist immer wieder lustig, dass wir in der kleinen Schweiz zwar alle Schweizerdeutsch sprechen und doch verstehen wir einander manchmal schlecht. So wussten unsere Melker im Zimmerboden – ein Aargauer und eine Zürcherin versteht sich – anfangs einfach nicht, wovon wir sprachen, als wir immer wieder das Wort «Guschti» erwähnten. Und wir sind ja noch harmlos… Einige unserer Nachbarn verstehen sie immer noch schlecht.

Auch im Beizli kommt es manchmal zu Diskussionen. Wenn ein Berner sagt, er möchte ein Kafi Zwetschge, so meint er meist ein Kaffee Fertig mit Zwetschgen Schnaps. Wenn dies aber ein Innerschweizer sagt, so erwartet er eigentlich ein Zwetschgen-Lutz. Dasselbe mit dem Kaffee Träsch, wo er dann ein Bätzi-Lutz möchte. Gar nicht so einfach also.

Es ist immer spannend, neue Gäste kennenzulernen und meist können mit einem Lachen und einem Augenzwinkern auch die letzten umgangssprachlichen Barrieren überwunden werden. Und manchmal, da ist es umgekehrt: Man spricht dieselbe Sprache, denselben Dialekt und versteht sich trotzdem nicht. Von dem her ist mir ersteres schon lieber.

Es ist ja auch mit den Tieren nicht anders. Die versteht man sprachlich zwar eigentlich gar nicht und doch versteht man sich mit manchen besser als mit anderen. Vor allem Chicca, die Alpkatze, verstehe ich gerade sehr gut, wenn sie hochschwanger und kugelrund auf dem Boden rumliegt. Geht mir momentan nicht viel anders…

Auch die Schweine sind langsam kugelrund und einige wurden schon abgeholt. Immer ein trauriger Augenblick, aber auch ich muss einsehen, dass wir nicht 150 Schweine ewig als Haustiere halten können. Das wäre doch etwas gar verrückt.

Herzliche Grüsse

Nadja Santschi


Kostbar

Manchmal rauscht die Alpzeit mit allen Hochs und Tiefs an einem vorbei. Die Arbeit verlangt einem alles ab, die Tage fliessen ineinander und es scheint, als ob es ewig so weitergehen würde. Doch dann kommt er, der Augenblick, der einem bewusst macht, dass auch der schönste Sommer mal zu Ende sein wird. In diesem Jahr sowieso wohl etwas früher als ursprünglich gedacht.

So sind die Kühe jetzt wieder Tag und Nacht draussen, damit ihnen mehr Zeit bleibt um genügend Futter zu finden. Dann dämmert es auf einmal auch mir, dass die Zeit schon weit fortgeschritten ist. Ich versuche also, die Sommertage nochmals richtig aufzusaugen. Vorgestern beispielsweise war ein wunderschöner, milder Abend und ich konnte mich einfach nicht vom Hüttenbänkli lösen. Die Stimmung war friedlich, die Kühe ruhig, die Spillgerten leuchteten rot. Das Herdengeläut gehört zur täglichen Geräuschkulisse während dem Sommer und ist etwas, was einem sehr fehlt, wenn es nicht mehr zu hören ist. Ich versuchte also, diesen Augenblick für mich irgendwie zu speichern als kostbarer Schatz.

So nehmen wir sie noch in Angriff, die letzten zwei, drei Wochen mit den Tieren. Trotz dem fehlenden Regen und wenig Gras jetzt im Herbst, war es rein emotional ein schöner Sommer. Das Aufstehen fällt viel einfacher bei gutem Wetter. Stellen Sie sich vor, der Sommer wäre so verregnet gewesen, wie er heuer schön war: Ja dann, wären wir wohl ganz und gar nicht zufrieden.

Herzliche Alpgrüsse

Nadja Santschi


E trochni Sach

Es ist 6 Uhr morgens und ich hätte gerade wunderbar Zeit um wieder mal ein paar Zeilen über das Alpleben zu schreiben und Büroarbeiten zu erledigen. Es ist so, dass ich die Stallarbeit zumindest vorübergehend abgegeben habe, da alles zusammen etwas viel wurde. Nur gibt es ein Problem: Frühmorgens bin ich nie sonderlich kreativ. So will mir gerade nicht viel Spannendes in den Sinn kommen.

Es ist nicht ganz dasselbe ohne das Melken. Einerseits brauche ich mich nicht über die eine Kuh zu ärgern, die nie an den Platz geht (ein wirklich äusserst stures Ding!) und andererseits bin ich nun wirklich den ganzen Tag in der Hütte tätig. Statt mich verschlafen an eine Kuh anzulehnen, nutze ich also die Zeit um die Tasten am Computer zu drücken. Nur gibt der so gar keine Emotionen retour!

Doch gerade leuchtet er auf, der Bildschirm! Nicht weil mir die zündende Idee gekommen wäre, sondern weil die Sonne in dem Moment über dem Boltig Niederhorn erscheint und direkt durchs Fenster scheint. Schon bin ich wieder abgelenkt und geniesse die ersten Sonnenstrahlen. Höre, wie das Butterfass dreht, die Melkmaschine surrt und die Kälber hungrig nach Milch rufen. Ein ganz normaler Morgen also. Was uns heute wohl wieder alles erwartet?

Immer dann nämlich, wenn man glaubt, es laufe alles wie am Schnürchen, passiert es: Die Kühlzelle steigt aus, das Rührwerk macht komische Geräusche oder die «Nidletäfeli» kochen über (zugegeben - das ist nicht Pech, sondern menschliches Versagen). Hoffen wir mal, dass uns heute keine solchen Überraschungen erwarten. Wir werden es sehen…

Eine gute Woche und herzliche Grüsse

Nadja Santschi


Erchlüpft!

Vor paar Tagen gingen Simon und ich abends ein wenig über die Alpweiden, hielten Ausschau nach stierigen Kühen und begutachteten das Gras und natürlich vor allem die Brunnen. Langsam aber sicher werden die kleinen Bäche zu Rinnsalen und die Brunnen füllen sich sehr viel langsamer als auch schon. Aber noch geht es, also jammern wir erst wenn es denn wirklich nötig ist…

Da auch Boss, der Muni, bei den Kühen weilt – ein lieber Pascha zwar, aber man weiss halt trotzdem nie – nahm Simon einen Stock zur Hand. Was lachte ich ihn aus, das sei jetzt doch wohl etwas übertrieben, der Muni mache nichts! Doch keine zwei Minuten später fauchte mich etwas aus dem Gras an und ich erschrak, schaute, schrie und rannte. Ein Dachs, wohl noch ein junger, sass im Gras vor mir und schaute mich böse an. Er hatte wohl in dem Moment genauso Angst vor mir wie ich vor ihm.

Simon verstand die Welt nicht mehr, er konnte schliesslich von Weitem nichts erkennen im hohen Gras. Er meinte nur: «Siehst du, man muss immer den Stock mitnehmen, man weiss halt einfach nie…». Gut, jetzt lache ich ihn nicht mehr aus, oder zumindest nur noch ein wenig!

Herzliche Grüsse von der Alp

Nadja Santschi

10.7.18