Zum Kuckuck...

Nun, der Winter hält sich ziemlich hartnäckig und der «Bsatztag» scheint noch in weiter Ferne. Doch wer einmal z’Bärg war, weiss, dass die Zeit bis dahin manchmal sehr schnell vergeht. So starten wir im Zimmerboden, bei der unteren Hütte, nun langsam mit den Vorbereitungen. Zäune werden ersetzt, Tannen gefällt, was halt so ansteht... Simon ist motiviert, kann er doch wieder mal etwas «richtigs Wärche» nach diesem Winter.

Meist werden diese Tage begleitet vom Ruf des Kuckucks. Wir werten ihn als herrliches Frühlingszeichen, aber manchmal ist er so anhaltend, dass man ihn geflissentlich überhört. Seit wir einmal einen Kuckuck in einem fremden Nest - gefüttert von kleinen Bachstelzen-Adoptiveltern – im Sparenmoos gesehen haben, sind wir recht fasziniert von dem Tier. Auf Lionel, unseren Sohn, hat dieser Anblick unheimlich Eindruck gemacht und der graue, ziemlich grosse Vogel, ist ihm immer noch nicht ganz geheuer. Auch nach etlichen Erklärungen, dass der Kuckuck im Wald wohnt und nicht willentlich in einem fremden Nest sitzt, findet er ihn unheimlich.

Aufgrund dieser Tatsache, dachte ich mir, ich könnte für unsere Kinder nach Flöckli, dem Kälbchen, ein Kinderbüchlein über einen kleinen Kuckuck machen. So habe ich mir gestern Gedanken dazu gemacht, was denn die Geschichte über Kucki, den kleinen Vogel, beinhalten könnte.

Im Internet fand ich allerhand Interessantes. Zum Beispiel, dass die Vögel im Winter nach Süden ziehen, oft bis ins südliche Afrika und ab Mitte April wieder hier zu finden sind – nach etlichen nächtlichen Flügen. Das sei früher nicht bekannt gewesen, da habe man gedacht, der Vogel verwandle sich im Herbst in einen Sperber und überwintere als Raubvogel, heisst es weiter. Die Vögel seien nicht bindungsfähig, sondern die Weibchen holen sich bei mehreren Männchen einfach, was sie brauchen. Ganz schön emanzipiert!

Die Eier legen sie dann in verschiedenste Nester, aber in der Regel immer nur eines. Die ungewollten Pflegeeltern sind oft sehr viel kleiner als «ihr» Junges. Ob die das wohl bemerken? Sobald der kleine Kuckuck geschlüpft ist, rollt er die anderen Eier oder – noch brutaler – die anderen Jungvögel unter grosser Anstrengung aus dem Nest und geniesst von da an die ganze Aufmerksamkeit.

Eigentlich ist das einem alles bekannt, vom Flug in den Süden bis zum sogenannten Brutparasitismus (zugegeben, das Wort habe ich von Wikipedia…). Aber wenn man sich mal näher damit befasst, findet man noch allerhand weitere spannende Details. Dass die Kuckuckseier zwar etwas grösser, als die Eier der Wirtsvögel, aber von der Färbung her kaum zu unterscheiden sind. Und die sehen je nach Vogelart anders aus. Spontan dachte ich, dass die Weibchen die Pigmente ändern können – WOW! Aber nein, das Weibchen ist auf eine spezielle Wirtsvogelart spezialisiert, was von Generation zu Generation weitergegeben wird. So fallen die Eier kaum auf.

Tja, je mehr ich lese, desto erstaunter bin ich. Ist der unsympathische Vogel einfach unheimlich clever? Was hat sich die Natur dabei gedacht? Fragen über Fragen…

Als zum Schluss steht, dass der Kuckuck in Redensarten oft ein Verhüllungswort für den Teufel darstellt, denke ich mir einfach: Zum Kuckuck nochmal – das Tier ist wohl oder übel kein Kandidat für ein Kinderbüchlein! Oder ist es nur eine grosse Herausforderung, den kleinen Kerl als liebevoll darzustellen, er kann ja nichts dafür? Vielleicht schadet es nicht, wenn die Kinder sehen, dass die Natur Vorgänge erschaffen hat, die uns nicht wirklich behagen und doch hat sie ganz bestimmt ihren Grund dazu. Es entzieht sich unserer Kontrolle.

Aber das ist dann vielleicht doch etwas «hochgestochen». Weiss der Kuckuck… ich lass es wohl bleiben!

In dem Sinne eine wunderschöne Frühlingszeit am Berg und im Tal und bleiben Sie neugierig. Es ist so spannend!

 

Herzliche Grüsse

Nadja Santschi