E richtige Winter – wenigschtens schneetechnisch…

Jan. 2021

Ein weisser, dicker Teppich liegt perfekt platziert über dem Sparenmoos und der Site Alp. Tatsächlich so endlos und unberührt, dass man nur ehrfürchtig die ganze Schönheit in sich aufzunehmen versucht. Solche Tage mit so viel Schnee waren in den letzten Jahren rar und irgendwie traue ich mich fast nicht, die Perfektion mit Fussstapfen zu «versauen». Doch der Reiz ist unheimlich gross, sich einfach wie ein Kind in den Tiefschnee plumpsen zu lassen. Natürlich mache ich das auch… Genau für solche Momente, für solch kleine Abenteuer haben wir uns im 2017 dazu entschlossen, im Winter die Site Alp als gemütliches Käse-Restaurant zu öffnen. Nun ist halt unsere 4. Wintersaison wohl oder übel nochmals ganz was anderes.

An schönen Tagen fällt es leicht, sich zu motivieren. Wir freuen uns über jeden Gast und die Gäste sind froh, können sie sich in der Mitte vom Schlittelweg im Vorbeigang etwas Warmes gönnen. Natürlich ist das umsatztechnisch in keiner Weise mit dem Normalbetrieb und den Gruppenanlässen zu vergleichen, aber es macht uns Spass. Klar, halten wir uns an die Vorschriften und sind froh, gesund und munter zu sein.

Doch Dämpfer steckt man ein. Als ich vor wenigen Tagen den Brief von der Ausgleichskasse geöffnet habe und da stand, dass wir keine Corona Erwerbsersatzentschädigung erhalten, weil wir nicht von einer direkten Betriebsschliessung betroffen seien, sank die Motivation so gegen Null. Ich meinte, meinen Augen nicht trauen zu können, lebt unsere kleine Familie doch nach dem Alpsommer vom Wirten. Ganz ehrlich, man fühlt sich beleidigt und fängt zu grübeln an….

Nach ein paar Wut-Liegestützen und eisigem Schweigen fing ich mich wieder, legte mir die Worte zur Erklärung schon mal im Kopf bereit und überlegte welche Dokumente ich als Beweis zu senden habe. Unter der Dusche erinnerte ich mich dann an folgendes: In diesem Winter war ich mal mit meinen frisch gewachsten Skating-Skis in Richtung Sparenmoos unterwegs. Gleich zum Anfang hinter der Site-Hütte ist ein steiler Aufstieg zu bewältigen und da schon war ich einfach nicht im Gleichgewicht. Je mehr ich technisch korrekt zu laufen versuchte, desto mehr geriet ich ins Straucheln. Aber an den Skis konnte es nicht liegen, die waren frisch gewachst und ich zwar nicht im gleich top perfekten Zustand wie die Loipe, aber dennoch nicht zum ersten Mal in dieser Saison am Langlaufen. Ich absolvierte die blaue und rote Loipe, kam aber nie so richtig auf Touren. Zurück in der Hütte war ich stolz, hatte ich es durchgezogen – trotz allem. Als mich Simon dann lachend begrüsste und fragte, «Hast du nicht gemerkt, dass du meine Skier angeschnallt hast?», ging mir ein Lichtlein auf.

Im gleichen Moment, als ich unter dem warmen Strahl an diese Anekdote dachte, stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Zurück waren die Zuversicht und der Glaube daran, dass sich das mühsame Ausharren in der schwierigen Situation irgendwann doch auch auszahlen wird. Und wir dann alle wieder unbekümmert und spontan das Leben geniessen können – nicht nur im Kleinen wie jetzt, sondern einfach so, wie es grad kommt!

Bis dahin wünsche ich allen immer wieder eine kleine Aufmunterung, so dass kein einziger Tag vergeudet scheint.

 

Herzliche Grüsse

Nadja Santschi