Scho so lang här...

Eigentlich ist es noch keinen Monat her, als die Kühe um die Hütte spaziert und unser Tag dem Rhythmus der Tiere angepasst war. Und doch kommt es mir vor, als wäre es schon ewig her. Dieses Jahr wurden die Kühe von den Bauern abgeholt und eigentlich blieb uns gar nicht viel Zeit um Trübsal zu blasen und Wehmut zuzulassen. Im Gegenteil, der Alltag wurde wieder viel chaotischer.

Nebst vielen Gruppen, die uns bis anfangs Oktober besucht haben, folgten auch einige Termine. Das ist so eine Sache, wenn man alle Zahnarzttermine, Büroarbeiten und Ausbildungskurse «usestüdelet», wie man so schön sagt. Zudem habe ich auch allen Freunden versprochen, dass ich sie im Herbst wieder mal besuchen komme. Und der Herbst, der kommt dann mit voller Wucht! Grundsätzlich habe ich wieder viel mehr Möglichkeiten und Freiheiten, wonach ich mich lange gesehnt habe. Doch dies bedingt auch, dass ich diesbezüglich Entscheidungen treffen und Pläne für mehrere Tage machen muss.

Manchmal höre ich von Gästen ab und zu den Spruch: Auf der Alp, da wird man geerdet. Was das bedeutet? Klar, hier oben auf der Site sind wir extrem gut eingerichtet und können uns nicht über mangelnden Komfort beklagen. Das ist es nicht. Aber der Alltag ist vorgegeben, die Alp zeigt einem ganz klar auf, was wichtig und dringend ist. So muss ein krankes Schwein sofort gepflegt werden und allfällige Sorgen um Kultur, Niederschlag und Käse bestimmen die Gedanken. Alles andere ist zweitrangig. Ich habe gelernt (manchmal auch widerwillig), Prioritäten zu setzen.

So ist es, wie es immer war. Was ich im Sommer vermisse, verliert nachher wieder ein wenig seinen Reiz und die Einfachheit vom Alpsommer erscheint einem wieder als das einzig Wahre. Das ist es wohl, was Alpfieber bedeutet.

Und doch ist dieses Jahr alles anders und wir bereiten uns auf die erste Wintersaison hier auf der Site Alp vor. Das heisst, es gibt wieder mal eine grosse Baustelle mit allem Drum und Dran. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

Einen schönen Herbst!

Nadja