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Frühlingsgefühle

Es ist wie es immer ist. Noch vor wenigen Tagen waren wir voll in der Winter-Saison, das heisst es gab nur eines für uns: Schnee! Geprahlt haben wir mit den Schneemassen auf der Site Alp und der Frühling schien noch weit, weit entfernt. Und jetzt auf einmal spürt man sie auch in der Höhe: die Frühlingsgefühle.

Und mit ihnen kommen Gedanken an Melken, Sennen und Tiere. Reservationen für Anlässe im Sommer erreichen uns, die Suche nach Alp-Personal hält uns auf Trab und auch der eine oder andere Kuh-Namen schwirrt jetzt wieder durch den Raum. Soll «Perle» wohl auf der Site oder auf der Hauliegg im Stall stehen?

Doch natürlich geben wir uns bis Ostern weiterhin grösste Mühe und servieren mit Freude Fondue an wunderbare Gäste. An trüben Tagen darf man aber im Kopf jetzt schon Bilder von saftig grünen Wiesen und vollem Käsekeller aufleben lassen. Zum Glück gibt es sie, die verschiedenen Jahreszeiten! Es macht das Ganze doch sehr viel spannender.

Bis dahin hören wir dem Schmelzwasser zu, wie es vom Dach rinnt und hoffen auf ein paar sonnige, letzte Wintertage.

 

Herzliche Grüsse

Nadja Santschi

Im Auge des Betrachters

Vom Winde verweht, vom Regen durchnässt, von der Wärme geschmolzen und vom Neuschnee erdrückt – der diesjährige Schnee macht ganz schön was mit und mit ihm wir alle! So bringt dieser Winter immer wieder Überraschungen mit sich. Für uns heisst das: Positiv bleiben, auch wenn uns ein erneuter Regenschauer bis über alle Berge sehr zu Herzen geht.

Der Wetterbericht hat meist recht und wir können uns jeweils bereits im Vorfeld darauf einstellen, dass es wohl auch bei uns oben regnen wird. Wenn es aber soweit ist, erschüttert es mich trotzdem immer wieder, wie trostlos alles aussieht. Und doch, erschafft die Natur wunderschöne Dinge. Meterhohe, eindrückliche Schneewände entlang der Sparenmoosstrasse, skurrile Schneeansammlungen hinter der Hütte, hunderte kleine Eiszapfen am Wegesrand. Wie sagt man so schön: Alles liegt im Auge des Betrachters.

Es ist nämlich auch nie gemütlicher bei einem Fondue in der warmen Rundholzstube zu sitzen als wenn draussen der Wintersturm tobt. Auf dem Rückweg fühlt man sich dann frei, fast schon übermütig und meist stolz, den Elementen getrotzt zu haben – was vielleicht auch ein wenig auf den Appenzeller als Digestif zurückzuführen ist.

Und es gibt einen weiteren kleinen Vorteil, wenn das Wetter eine Weile nicht wirklich mitgespielt hat: Wenn die Sonne dann zum Vorschein kommt, erscheint einem die Welt unvergleichlich schön und farbig. Freuen wir uns auf den Moment, wenn es wieder soweit ist.

Grundsätzlich dürfen wir uns sowieso nicht beklagen. Bereits haben uns viele Gruppen, Einheimische, Touristen und Freunde besucht. Das freut uns unheimlich und ermuntert uns, auch weiterhin innovativ zu sein. MERCI!

Herzliche Grüsse, Nadja Santschi

Hütten-Gefühle im Winter

Der Alpsommer scheint ewig weit weg zu sein. Ich sitze zwar am selben Platz in der Alpküche und doch ist alles anders als im Sommer. Anstatt grün ist es draussen weiss, anstatt Glocken-Geläut und Gemuhe hört man ….. nichts. Es ist absolut still. Gerade hat auch der leidige Föhn aufgehört zu blasen – was unsere Hoffnung nährt, er möge uns ein wenig Schnee übriglassen. Oha! Nur ab und an «chlepfts» im Dampfkessel und das erschreckt mich immer wieder. Der Dampfkessel ist kalt und wird seit längerem zum ersten Mal wieder eingefeuert. Ja, der Luxus von warmem Wasser ist halt auch im Winter extrem praktisch!

Gestern haben wir uns frühmorgens trotz garstigem Wetter rausgewagt und sind mit den Touren-Skis Richtung Schiltenegg gewandert. Im Sommer wünschte ich mir manchmal, ich müsste an solch «grausigen» Tagen nicht raus und jetzt mache ich es freiwillig. Der Mensch ist schon ein ganz eigenartiges Wesen – zumindest ich!

Wie auch immer, der Wind blies uns den Schneeregen mitten ins Gesicht, die Aussicht beschränkte sich auf wenige Meter und eine geniale Abfahrt durch stiebenden Pulverschnee erwartete uns auch nicht gerade. Trotzdem: Es sind Momente von Glück. Ein Erlebnis mitten im Nirgendwo – so scheint es zumindest. Obwohl wir haargenau wissen, wo wir uns befinden (etwa lächerliche 900m von der Hütte entfernt) fühlen wir uns doch wie Abenteurer auf einer anspruchsvollen Expedition im Hochgebirge.

So geht es immer wieder darum, die Balance zu finden. Nicht nur zwischen Abenteuer und Ruhe, sondern auch zwischen Tradition und Fortschritt, aktiv sein und geschehen lassen. Ich finde das ist es, was spannend ist, auch wenn es sich manchmal wie ein Hochseilakt anfühlt. Hier oben und auch sonst überall.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Advents-Zeit und die Möglichkeit, kostbare Augenblicke zu geniessen.

Herzliche Grüsse

Nadja

Scho so lang här...

Eigentlich ist es noch keinen Monat her, als die Kühe um die Hütte spaziert und unser Tag dem Rhythmus der Tiere angepasst war. Und doch kommt es mir vor, als wäre es schon ewig her. Dieses Jahr wurden die Kühe von den Bauern abgeholt und eigentlich blieb uns gar nicht viel Zeit um Trübsal zu blasen und Wehmut zuzulassen. Im Gegenteil, der Alltag wurde wieder viel chaotischer.

Nebst vielen Gruppen, die uns bis anfangs Oktober besucht haben, folgten auch einige Termine. Das ist so eine Sache, wenn man alle Zahnarzttermine, Büroarbeiten und Ausbildungskurse «usestüdelet», wie man so schön sagt. Zudem habe ich auch allen Freunden versprochen, dass ich sie im Herbst wieder mal besuchen komme. Und der Herbst, der kommt dann mit voller Wucht! Grundsätzlich habe ich wieder viel mehr Möglichkeiten und Freiheiten, wonach ich mich lange gesehnt habe. Doch dies bedingt auch, dass ich diesbezüglich Entscheidungen treffen und Pläne für mehrere Tage machen muss.

Manchmal höre ich von Gästen ab und zu den Spruch: Auf der Alp, da wird man geerdet. Was das bedeutet? Klar, hier oben auf der Site sind wir extrem gut eingerichtet und können uns nicht über mangelnden Komfort beklagen. Das ist es nicht. Aber der Alltag ist vorgegeben, die Alp zeigt einem ganz klar auf, was wichtig und dringend ist. So muss ein krankes Schwein sofort gepflegt werden und allfällige Sorgen um Kultur, Niederschlag und Käse bestimmen die Gedanken. Alles andere ist zweitrangig. Ich habe gelernt (manchmal auch widerwillig), Prioritäten zu setzen.

So ist es, wie es immer war. Was ich im Sommer vermisse, verliert nachher wieder ein wenig seinen Reiz und die Einfachheit vom Alpsommer erscheint einem wieder als das einzig Wahre. Das ist es wohl, was Alpfieber bedeutet.

Und doch ist dieses Jahr alles anders und wir bereiten uns auf die erste Wintersaison hier auf der Site Alp vor. Das heisst, es gibt wieder mal eine grosse Baustelle mit allem Drum und Dran. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

Einen schönen Herbst!

Nadja

 

 

Ein klarer Fall

Heute ist der 14. September. Es ist Nachmittag um drei Uhr. Die Kühe wurden alle abgeholt, es herrscht Ruhe nach dem Sturm. Etwas verloren sitzen wir alle Sennen hier in der Küche. Eigentlich gibt es noch viel zu tun und doch ist die Stimmung träge. Morgens Föhn, nachmittags nahezu Schneefall und jetzt bricht gerade wieder die Sonne durch die Wolken. Spezielles Wetter passend zu einem speziellen Tag.

Heute abend werden wir nochmals zusammensitzen und den Sommer Revue passieren lassen. Denken zurück an den Anfang, als die Sennen im Zimmerboden noch vieles nicht wussten. An die Gruppenanlässe, das Lischnen, die "blöden" und "lieben" Kühe, an so vieles, was wir erlebt haben. Es war ein herrlicher Sommer - nicht nur wettertechnisch. Was die vergangene Alpsaison so speziell gemacht hat: Das Team. Mätthu im Zimmerboden, der eine "Mords-Geduld" mit den Tieren bewies und immer zuverlässig, fleissig und mit viel "Gspüri" seine Arbeit verrichtete. Alain, der als Zivildienstleistender vieles gelernt und sich toll integriert hat. Und mit Anne - die immer zur Stelle war, wenn es nötig war - hat das Team Zimmerboden in der unteren Hütte wunderbar funktioniert. Nicht zu vergessen ist wie immer Piotr, der Simon und mich im Stillen unermüdlich unterstützt hat. Danke an alle!

Die Monate sind unheimlich schnell vergangen, doch jetzt ist es gut so. Die Natur zeigt einem jetzt überdeutlich, dass es jetzt Zeit ist um mit den Tieren ins Tal zurückzukehren.

Nun heisst es aufräumen, putzen, sich an die "neue" Freiheit gewöhnen. Und ein bisschen Erholung ist dann auch mal nötig, damit wir uns voller Energie in die Vorbereitung für die erste Wintersaison stürzen können.

Herzliche Grüsse

Nadja