Man öffne die Augen und staune...

Es ist Sonntag. Ein wunder-, wunderschöner Sonntagmorgen! Das Aufstehen war hart, die Augendeckel schwer - aber jede Sekunde Kampf hat sich gelohnt. Klar, Arbeit fällt auf der Alp auch am Sonntag an. Doch ein wenig Ruhetag muss sein. Alle Tätigkeiten in der Chäsi und im Keller werden reduziert auf ein Minimum. Und so ist es möglich, den Tag etwas freier einzuteilen.

So setze ich mich nach dem Zmorge eine Weile vor die Hütte aufs Bänkli. Ein Heftli und ein Glas Molkedrink auf dem Tisch und atme durch. Es ist noch ruhig, acht Uhr morgens. Die Kühe sind gemolken und ruhen sich im Stall aus, die Katze schläft auf der Bank neben mir und die Hühner wackeln gackernd Richtung Misthaufen. Simon schüttet gerade Kultur & Lab in die Milch und dazu ertönt Adolf Stählis "Am Thunersee" anstatt dem üblichen SRF3-Geplänkel im Radio. Ein bisschen Sonntag halt einfach!

Es ist friedlich und die ganze Landschaft breitet sich vor mir im sanften Morgenlicht aus. Das Panorama, die Weite und die Ruhe bewusst zu geniessen ist ein kleiner Luxus, den man sich wohl viel zu selten gönnt. Ich fühle mich glücklich und frei. Dankbar.

Auf der Alp ist der Tag nicht in Arbeits- und Freizeit eingeteilt. Und oft braucht es Selbstdisziplin um sich auf den Moment zu konzentrieren, denn eigentlich gäbe es immer etwas zu tun. Aber kleine Auszeiten sind eigentlich so wichtig!

Gerade kommen die ersten Mountainbiker vorne ums Eck und der Tag beginnt somit zum zweiten Mal. Aber ich bin jetzt ruhig und sicher: Es wird ein guter Tag werden!

Bis bald,

Nadja